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Igel frisst Regenwurm

Der Braunbrust- oder Westigel (Erinaceus europaeus) ist die Igelart, die in ganz Westeuropa von Spanien bis nach Südskandinavien lebt. Seine Art der Selbstverteidigung kann man als in nahezu perfekter Weise pazifistisch bezeichnen. Denn der Gegner, der ihm etwas antun möchte, trifft auf eine Stachelkugel, die ihn nicht angreift, sondern nur dann verletzt, wenn er zuzubeißen versucht.

An den Kragen wollen ihm eine ganze Reihe von Beutegreifern: Hunde, Füchse, Marder, Bussarde und auch unsere größten Eulen, die Uhus. Eigentlich haben nur die Letztgenannten eine reelle Chance, den aus zwischen 6.000 und 8.000 rund zwei Zentimeter langen und am Grund rund einen Millimeter dicken, spitzen Stacheln bestehenden Panzer zu knacken dank ihrer langen, sehr spitzen Krallen und Schnäbel, die recht unempfindlich gegenüber Igelstacheln sind.

Igel frisst Regenwurm (Foto: Herwig Winter) Igel frisst Regenwurm (Foto: Herwig Winter)  (Foto: Herwig Winter)

Abwehrreflex im Straßenverkehr tödlich

Das Zusammenrollen zu einer Kugel erfolgt bei Igeln reflexartig in dem Augenblick, in dem sie sich angegriffen fühlen. Ihre Überlebenschance ist in den meisten Fällen recht gut, aber in einem Fall absolut Null: Wenn der vermeintliche Angreifer ein Pkw ist, reagiert der Igel genauso und wird deshalb überaus häufig zum Straßenverkehrsopfer. Wahrscheinlich ist die Todesursache Auto weit häufiger als alle anderen, natürlichen Todesursachen zusammengenommen.

Eine ebenfalls häufige, unnatürliche Todesursache stellt Gift dar. Nicht dass jemand absichtlich Igel vergiften würde, dazu sind sie nun einmal viel zu beliebt, sondern weil gerade von Hobbygärtnern alle möglichen Gifte gegen Schnecken, Würmer und Insekten eingesetzt werden und damit genau die Tiere treffen, die das Beutespektrum des Igels ausmachen.

Helfen, aber richtig!

Gott sei Dank hat der Igel dem eine sehr zuverlässige Vermehrungsquote von jährlich durchschnittlich fünf Jungen entgegenzusetzen. Die Paarungszeit beginnt meist Ende April, die Tragzeit dauert rund 35 Tage und die nach der Geburt zunächst noch blinden Jungen werden bis zur Selbständigkeit etwa sechs Wochen lang gesäugt. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung in freier Natur von fünf Jahren bringt es ein Igelweibchen im Laufe ihres Lebens also auf rund 25 Nachkommen. Die Jungen sind im Folgejahr schon geschlechtsreif und sorgen ihrerseits für Nachwuchs, so dass die Verluste im Allgemeinen rasch wieder ausgeglichen werden.

Allerdings kann das nur dann gelingen, wenn der entsprechende Lebensraum und das Nahrungsangebot stimmen. Und hier können dem Igel wohlgesonnene Menschen weit mehr tun als mit jeder wohlgemeinten Hilfsmaßnahme, vom Füttern über das Bekämpfen von Parasiten, die Igel meist massenweise in ihrem Stachelkleid tragen, bis hin zum Überwintern in geschlossenen Räumen. Denn all das hilft nicht wirklich zur Aufrechterhaltung einer gesunden Igelpopulation, im Gegensatz zu einem naturnahen und giftfrei bewirtschafteten Garten mit vielen Büschen und reichlich Gestrüpp und Streu im Untergrund.

Transportiert keine Früchte

In Märchen und Fabeln taucht der Igel meist als behäbiger und gemütlicher, aber durchaus auch gerissener Zeitgenosse auf, der beispielsweise dem schnellen Hasen ein Schnippchen schlägt. Langsam ist er nun einmal, der Igel. Das liegt vor allem daran, dass seine Beute noch langsamer ist und er gegenüber seinen Feinden nur in einer Sache, nämlich dem Einrollen, Schnelligkeit an den Tag legen muss. Auf Beutezug geht der Igel in der Dämmerung und nachts. Es gehört übrigens auch in den Bereich der Fabeln, dass er Früchte auf seine Rückenstacheln aufspießt und als Vorrat in sein Nest transportiert; Früchte gehören gar nicht zu seinem Nahrungsspektrum. 

Service und Beratung

Der BUND rät: Igelschutz, aber richtig

Der Darmstädter Kreisverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) stellt auf seiner Internetseite viele Tipps zum Umgang mit dem Igel ein. Gerade im Herbst, so der BUND, häufen sich die Anrufe besorgter Tierfreunde über kleine oder kranke Igel. Lange Zeit galt die Überwinterung kleiner Igel im Haus als wirksame Überlebenshilfe. Aber die gut gemeinten Aktionen erwiesen sich als wenig sinnvoll, da es sich zeigte, dass durch die Überwinterung im Haus oder auf einer Igelstation ein gesunder Igel schlechtere Überlebenschancen hat als seine frei lebenden Artgenossen. Nur Igel, die krank sind oder Anfang November noch kein Körpergewicht von rund 400 Gramm aufweisen, brauchen unsere Hilfe, um über den Winter zu kommen.

Was ein Igel wirklich braucht, sind bessere Lebensräume.

  • Er braucht Unterschlüpfe: Dichtes Gebüsch, große Laub- und Reisighaufen, Hohlräume unter Holzstapeln, Steinhaufen, Baumwurzeln, Gartenhäuschen oder Treppen.
  • Und er braucht etwas zu fressen. Auf seinem Speiseplan steht allerlei aus dem naturfreundlichen Garten: Käfer, Raupen, Regenwürmer, Tausendfüßler, Schnecken und ähnliches Kleingetier und außerdem Aas. Mitunter vergreift er sich auch an Hunde- und Katzenfutter aus draußen stehenden Näpfen.
  • Schließlich benötigt er noch Durchschlüpfe zu anderen Gärten, da er auf der Nahrungssuche große Gebiete durchstreifen muss.
  • Und was er gar nicht verträgt, das ist Gift im Garten.
  • Naturfreunde können ein Übriges tun, in dem sie steile Ufer von Gartenteichen verflachen, in Abgänge Abstürze von Kellern und Schächten Bretter als Aufstiegshilfe legen. Gitterroste über Kellerschächten sollten zudem auch mit Fliegendraht unterlegt werden, damit auch Eidechsen oder Kröten und Frösche nicht in diesen ungewollten Fallen verenden.

Mehr Artenportraits?

Herwig Winter freut sich über Rückmeldung: Falls Sie sich ein Portrait zu einer speziellen Tier- oder Pflanzenart wünschen, können Sie das Herwig Winter gerne mitteilen. Vielleicht ein Tier mit Q? – Sie erreichen ihn unter herwig.winter(at)bund.net.  

Bildverwendung

Die Fotografien von Herwig Winter dürfen unter Angabe von „(Foto: Herwig Winter)“ zu nicht‑kommerziellen Zwecken verwendet – allerdings nicht auf anderen Internetseiten veröffentlicht werden. Andere Verwendungszwecke müssen mit Herwig Winter abgesprochen werden. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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